Gewalt fängt da an, wo Verstand aufhört
Im Zoohandel existieren die unterschiedlichsten Mittel, Methoden und Artikel zur Erziehungshilfe. Viele scheinen sehr unscheinbar, sind leicht erschwinglich und garantieren schnelle Erfolgsaussichten. Dennoch sind die Folgen bzw. Störungen die sie bei den Tieren anrichten vehement und erschütternd. Sie hinterlassen physisch und psychisch oft unwiderrufliche Schäden.
Zwangsmittel wie Halsbänder ohne Zugstopp, Antibell-Halsbänder, Wurfketten, Geschirre die sich unter den Achseln zusammenziehen, Leinenruck, Teletac und Co. agieren alle über das Schmerzempfinden des Hundes. Versucht man einen Hund mit Hilfe dieser Mittel und Methoden zu erziehen, macht es den Anschein als würde der Hund schnell begreifen und unerwünschtes Verhalten somit unterlassen. In Wirklichkeit begreift der Hund nicht wirklich was von ihm erwünscht oder unerwünscht ist - er versucht nur Schmerzen zu vermeiden!!!
Er lernt nicht, dass er z.B. nicht an der Leine ziehen oder nicht bellen soll. Er lernt "spazieren an der Leine tut weh". Die Wahrscheinlichkeit, dass die empfundenen Schmerzen mit falschen Situationen verknüpft werden und so zu Verhaltensauffälligkeiten und Aggressionen führen ist sehr groß!
Zudem belegen genügend Studien, dass die Verwendung von Zwangsmitteln neben körperlichen (Prellungen/Zerrungen, Erhöhung von Augendruck, Kehlkopfquetschungen...) auch psychische Schäden verursachen und die Beziehung zum Hundehalter negativ beeinflusst. Die Hunde durchleben teils regelrechte Panik, verlieren das Vertrauen in ihre Menschen. Zudem sind die Stresshormone nachweislich erhöht und die Vierbeiner werden oft Verhaltensauffällig.
Beispiel Würger/Halsband ohne Zugstopp:
Ein Hund wird an einem Würger geführt, da er aus Sicht der Halter so besser zu führen ist. Bei Hundebegegnungen wird er kürzer genommen. Der Hund reagiert darauf mit noch mehr Zug, zudem möchte er zu dem anderen Hund. Der Würger kommt noch mehr unter Spannung und schnürt dem Hund die Kehle zu. Der Hund lernt hier nicht, dass er weniger ziehen sollte - sondern "wenn ich einen anderen Hund sehe bekomme ich keine Luft mehr und große Schmerzen = anderer Hund bringt mir Schmerzen". Letztendlich steigert es sich oft bis hin zur großen Aggression gegen Artgenossen.
Beispiel Wurfkette:
Ein Halter möchte nicht, dass sein Hund ständig an anderen Menschen hochspringt und hat sich daher eine Wurfkette zugelegt. Bei einem Spaziergang kommt ihm eine Familie entgegen, auf die sein Hund zu läuft. Da er mögliches Anspringen im Ansatz unterbinden möchte, wirft er die Wurfkette neben seinen Hund, damit dieser erschreckt und nicht anspringt. Vermutlich lernt der Hund jedoch eher "bei fremden Menschen/Kindern kommt immer dieses Ding geflogen was scheppert, mich erschreckt und mir große Angst macht = fremde Menschen/Kinder = Angst". Oft verbellen oder knurren diese Hunde zukünftig schon auf Entfernung andere Spaziergänger, um dieser für sie unangenehmen Erfahrung/Situation zu entkommen/vorzubeugen. Und schon ist ein neues Problem entstanden...
Und so gibt es unzählige Beispiele, die alle belegen, dass diese angeblich schnell effektiven Mittel und Methoden zwar Verhaltensveränderungen beim Hund erzeugen, jedoch keinen wirklichen positiven Lernerfolg.
Vielmehr entstehen neben körperlichen Schädigungen neue Probleme und Verhaltensauffälligkeiten, welche die Halter aber nur selten auf die Verwendung von Zwangsmitteln- und Methoden zurückführen.
Das wirklich unerwünschte Verhalten existiert ohne das Anwenden dieser Mittel weiter.
Unerwünschtes Verhalten lässt sich nicht von heute auf morgen abstellen. Meist ist es ja auch nicht plötzlich über Nacht entstanden...
Es benötigt entsprechende Zeit und gutes Training mit dem Anlernen von alternativen Verhaltensweisen. Nur so lernt ein Hund wirklich effektiv und nachhaltig und ohne Fehlverknüpfungen - und nicht weil er Schmerzen vermeiden will.
Möchte ich ein bestimmtest Verhalten nicht und dieses daher abtrainieren, dann muss man dem Hund eine andere Möglichkeit d.h. ein Alternativverhalten bieten, welches er ausführen und zur Belohnung führen kann. Natürlich ist ein solches Training zeitaufwändiger, jedoch effektiver, intensiver, schmerzfrei, dauerhaft und frei von negativen Fehlverknüpfungen.
Beispiel 1:
Statt Würger führen am Brustgeschirr, bei dem der Hund Kopf und Hals frei zur Kommunikation hat. Ansprache und Richtungswechsel wenn Zug auf die Leine kommt und ihn freudig loben, wenn er Blickkontakt zu einem aufnimmt und mit ihm locker läuft. Reagiert der Hund gar nicht, der Leinenzug steigt und er fixiert den anderen Hund, dann mehr Distanz zwischen sich und den anderen Hund bringen. So lange bis der Hund entspannt und wieder zugänglich für die Ansprache wird.
Alternativverhalten ist hier z.B. Herrchen/Frauchen anschauen bringt Lob/Leckerlie - statt in der Leine hängen und fixieren.
Beispiel 2:
Der Hund soll nicht an anderen hochspringen. Daher sollten alle Menschen vorgewarnt werden ihn nicht dazu zu ermuntern und sich direkt umzudrehen falls er es versucht. Dem Hund beibringen (manchmal reicht auch nur zu warten), dass er stattdessen "sitzt" macht und dieses sich für ihn lohnt. Alternativverhalten ist dann "Sitzen" statt anspringen.
Mehr Informationen über Zwangsmittel und über die Aktion "Tausche Stachelhalsband gegen Training"